Von Vorfahren und Traditionen (2)

Hier ist auch schon der zweite Teil. 🙂

 

 

Speziell an Poschiavo finde ich aber nicht nur die Berge, die Täler, das Dorf. Viel mehr sind es auch die Erinnerungen, die es für mich so einzigartig wirken lassen. Die Scheune neben unserem Haus, in der ich meinem Grossvater früher schon so oft beim Holzhacken zugesehen habe. Die vielen Katzen, die wir jeden Abend mit Milch und darin aufgeweichtem Brot gefüttert haben. Die Hirsche, welche nachts ohrenbetäubend laut brüllen. Die riesige Pferdeweide gegenüber von unserem Haus; und jedes Jahr gibt es ein neues Fohlen. Meine Grossonkel, Grosstanten, die alle schon auf die 90 Jahre zugehen und trotzdem noch im Stall misten und die Kühe auf die Alp treiben. Und natürlich auch die Pizzoccheri, die mein Grossvater so perfekt kochen kann.

Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ich das erste Mal helfen durfte, auf der Alp zu heuen. Anfangs war ich noch aufgeregt und voller Elan, doch ich unterschätzte die strenge Arbeit wohl etwas. An jenem Abend fiel ich sofort ins Bett, ohne mich über die lauten Hirsche zu ärgern.

Jeden Tag gingen wir zu den Pferden, mit einigen Karotten bepackt. Nach einigen Malen erkannten sie uns (oder eher das leckere Orange) schon aus dem Haus kommen, und sie galoppierten auf uns zu.

Eines der aufregendsten Dinge fand ich, nachts im Dunkeln von Pedecosta nach Pedemonte zu unserem Haus zu laufen. Man

konnte das Brüllen der Hirsche so laut hören, dass man das Gefühl bekam, man müsse jederzeit mit einem zusammenprallen. Auch die Fledermäuse quietschten und flatterten um die einzigen zwei Strassenlaternen.

 

 

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